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Geschichte

Ein kleiner historischer Abriss

Noldi Kessler, Gams

Dem Namen unserer Gemeinde begegnet der Geschichtsfreund erstmals auf einer Schenkungsurkunde, die - nicht mit absoluter Sicherheit - im Jahr 835 ausgestellt wurde. Berengar und seine Gattin Imma, alemannische Freie, vermachten darin ihren Besitz in fundo Campesias dem Kloster St. Gallen.

Als bedeutend älter sind indessen die ersten menschliche Spuren dieser Gegend zu werten. Prähistorische Beilfunde auf dem Martisagger (oberhalb des Dorfteils Gasenzen) belegen ein bronzezeitliches Waffendepot aus der Zeit um 2000 v. Chr., und auch die Namenforschung lässt durchaus offen, ob Ortsangaben wie Gams oder Gasenzen vorrömischen Ursprungs sind.

In der Räter- und Römerzeit war das Rheintal linksufrig erst spärlich, aber doch nachweislich besiedelt. Die Römerstrasse von Como nach Augsburg zog sich zwar längs der gegenüber- liegenden Talseite hin, doch erinnern uns an jene Epoche auch diesseits zahlreiche sprachliche Relikte: Etwa acht Prozent der Gamser Flurnamen und vereinzelte Wörter der überlieferten Umgangssprache sind rätoromanischer Abkunft (Afagrist, Galätschen, Gamschol, Lungalid, Madrusen usw.).

Im 10. Jahrhundert werden örtliche Liegenschaften als dem Stift Einsiedeln, später der Abtei Disentis zugehörig genannt. Danach gelangte das Dorf in den Besitz der Freiherren von Sax, der Schirmherren des letzteren Klosters. Zu Ende des 14. Jahrhunderts übernahm das mächtig expandierende Haus Habsburg vorübergehend die ganze Herrschaft Hohensax, also auch Gams, für das bei diesem Kauf 12'000 Gulden bezahlt wurden. Danach fiel Hohensax-Gams an die mit dem Haus Sax verschwägerten Zürcher Herren von Bonstetten. Die spärlichen Urkunden dieser Zeiten überliefern uns jedoch die wechselnden Abhängigkeiten der Gemeinde noch weitgehend unklar und verworren.

So schlossen sich im Verlauf der Appenzeller Freiheitskriege die Gamser dem Bund ob dem See an und standen hierdurch jahrzehntelang unter dem entscheidenden Einfluss von Appenzell. Dies hintergründig noch nach dem Konzil von Trient (1545-1563), das den Saxern ihre Souveränität im Rheintal wieder zugesichert hatte. 1446, im Alten Zürichkrieg, kam es in Gams zu einem blutigen Gefecht. Appenzeller und Toggenburger wurden von einer österreichischen Truppe unter Hans von Rechberg wuchtig zurückgeschlagen, wobei sie über dreihundert Mann verloren.

1497 kauften sich die Gamser frei und stellten sich unter die Gemeine Herrschaft der eidgenössischen Orte Glarus und Schwyz. Das kleine Amt im Rheintal wurde verwaltungsmässig der Vogtei Gaster angegliedert. Die Bestellung und Amtsführung der Aufsichts- und Gerichts-Instanzen unterschied sich in Gams nicht wesentlich von der Praxis in anderen Untertanengebieten. Dennoch ist man mit Blick auf die angrenzenden Vogteien versucht, das Los der Gamser Bevölkerung als nicht ausgesprochen streng einzustufen. Einmal standen ihr gemäss des sogenannten Freiheitsbriefes, einer vertraglichen Regelung von 1497, die meisten Abgaben für eigenen Bedarf zu, und ebenso müssen die Frondienste erträglicher gewesen sein als in den umliegenden Gemeinden, da Gams weder einen aufwändigen Schlossbesitz zu unterhalten hatte noch unmittelbar an den Rhein stösst.

Kurz nach Beginn dieser 300-jährigen Untertanenzeit wütete 1499 der Schwabenkrieg, in dessen Verlauf das Dorf geplündert und fast vollständig niedergebrannt wurde. Danach aber blieben unsere Vorfahren bis zur Franzosenzeit von gewalttätigen Wirren verschont. Im Verlauf der Reformation - cuius regio, eius religio - setzte es das streng altgläubige Schwyz nach der Schlacht bei Kappel (1532) durch, dass Gams (dessen Kirchspiel auch Teile des Obertoggenburgs umfasse) seinen Übertritt zum reformierten Glauben wieder rückgängig machen musste. Dieses Diktat erklärt, weshalb unsere Gemeinde als Nachbarin der ehemals glarnerischen Werdenberger und zürcherischen Saxer bis heute eine katholische Insel im reformierten Bezirk Werdenberg geblieben ist. Die Glaubenszugehörigkeit dürfte neben der günstigen Verkehrslage auch ein Grund dafür sein, dass Gams über lange Zeit Etappenort der Pilgerrouten nach Einsiedeln und Rankweil in Vorarlberg war. Die Ortsbezeichnung Pilgerbrunnen erinnert noch daran.

Der Französischen Revolution stand Gams - wieder im Gegensatz zum übrigen Werdenberg - skeptisch, ja ablehnend gegenüber. Wie in den meisten katholischen Gegenden empfand man sie hauptsächlich als Gefahr für den Glauben und weniger als Befreiungsbewegung. Mit dem Eid auf die neue Verfassung der Helvetischen Republik von Frankreichs Gnaden, der notgedrungen und höchst widerwillig geleistet wurde, endete die Gamser Untertanenzeit. Aus dem Werdenberg, dem Sarganserland, dem Toggenburg, der March, Gaster, See und Glarus entstand der Kanton Linth. Schlimm wirkte sich der Umstand aus, dass 1799 der Alpenrhein zur Grenz- und Frontlinie zwischen den Armeen Frankreichs und der Grossmächte Alt-Europas wurde. Das ganze Dorf war französische Truppenunterkunft, rücksichtslos wurden Vorräte requiriert und Arbeitseinsätze befohlen, von weiteren Bedrängnissen durch die gefürchteten Einheiten zu schweigen. Nach einem erzwungenen Rückzug der Franzosen besetzten General Hotzes Österreicher die Ostschweiz, was für die geplagte Bevölkerung freilich keinerlei Wende zum Besseren brachte.

Als sich unter Napoleon die Kriegsfronten weiträumig verändert hatten, erschütterten sogleich mehrere Staatsstreiche unser Land. Auch der Kanton Linth löste sich auf, und allein im Werdenbergischen bildeten sich fünf selbständige Zwergstaaten, auch in Garns, wo 150 Bürger an einer Versammlung ihre eigene Obrigkeit, nämlich einen Landammann und zwölf Richter, bestellten. Gleichzeitig wurden die Grenzen zur Republik Gams geschlossen zum Zeichen, dass man hier das Selbstbestimmungsrecht unter allen Umständen zu wahren gewillt war. 1803 setzte Napoleon diesem Zustand ein Ende und diktierte den Eidgenossen die Mediationsakte. Im neuen Kanton St. Gallen bildete das Werdenberg gemeinsam mit dem Oberland den Bezirk Sargans. Gams wurde mit dem benachbarten Grabs zu einem der 44 Wahlkreise vereinigt.

Die weitere kommunale Entwicklung war fortan fest an die des Kantons gebunden und weicht nicht entscheidend ab von derjenigen anderer st. gallischer Landgemeinden. Als einigermassen bezeichnend mag in jüngster Vergangenheit immerhin die Verwirklichung grosszügiger Planungen gelten: 1830 wurde der Saumpfad ins Toggenburg zur Fahrstrasse ausgebaut, von 1900 bis zur Gegenwart entstanden die Verbauungen und Korrektionen der Wildbäche mit teils sehenswerten, imposanten Sperrwerken, und 1957 konnte die Gesamtmelioration abgeschlossen werden. Wie in der ganzen Ostschweiz blühte hier von 1870 bis zum Ersten Weltkrieg die St. Galler Stickerei als äusserst einträgliche Heimindustrie. Nach deren katastrophalem Niedergang setzte zunächst zaghaft die eigentliche Industrialisierung ein, und vorübergehend spielte auch der Fremdenverkehr eine doch erwähnenswerte Rolle (Bad Gams mit eigener Schwefelquelle). Vor allem aber erfolgte die Rückbesinnung auf eine leistungsfähige Landwirtschaft. Die örtliche Emmentalerkäserei, eine der grössten der Schweiz, und die jährlichen Viehschauen sind heute stolzer Ausdruck dafür. Gesamthaft darf das heutige Angebot an Arbeitsplätzen in etlichen mittleren und kleineren lndustrie- und Gewerbebetrieben als ansehnlich bezeichnet werden.

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